Den Preis für billige Lebensmittel zahlen wir zweimal, dreimal, viermal? Zunächst zahlen wir ihn an der Kasse im Supermarkt und freuen uns kurz; die Folgekosten einer Mensch- und Mitwelt missachtenden Produktionsweise sind dann aber noch lange nicht beglichen.
Die Kosten tragen wir alle, egal, ob wir beim Discounter einkaufen oder uns gar aus Stall und Garten selbst versorgen können. Seit 2011 wird jedes Jahr im Januar anlässlich der Grünen Woche in Berlin durch viele tausend Menschen Druck gemacht, dies zu ändern.
Den Verantwortlichen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie sind die Probleme schon lange bekannt. Sie sind heute so gravierend und offensichtlich, doch statt Lösungen zu erarbeiten, werden die großen Verbandsvertreter nicht müde, die Verantwortung auf Erzeuger und Verbraucher abzuwälzen und diese gegeneinander auszuspielen.
„Das höre ich immer wieder!“ so Annette Berndt, landwirtschaftliche Sprecherin der Piratenpartei Deutschland. „Egal, ob es um Tierhaltung oder multiresistente Keime geht, Nitrat im Grundwasser, Schwund der Arten, der Bodenfruchtbarkeit, Bienensterben, Höfesterben, Klimawandel – der Verbraucher wird als der letztlich Verantwortliche identifiziert. Dieser würde zwar für Lebensmittel mehr zahlen, handelt aber nicht danach – also muss Landwirtschaft so sein wie sie ist, Hauptsache die Lebensmittel bleiben billig. Damit endet dann jede Diskussion, denn jeder fühlt sich teils mitschuldig, teils machtlos gegen den angeblichen Billig-Wahn der Mehrheit. Als gäbe es dazwischen nichts!“
Doch die viel beschworene Macht des Verbrauchers ist sehr eingeschränkt. Was im Supermarktregal steht und was wir darüber wissen sollen, bestimmen ganz andere, wie die wenigen großen Saatgutkonzerne etwa. Sie wachsen durch Fusionen immer weiter, kontrollieren, was angebaut wird und wollen durch Patentanträge über eine gesamte nachgelagerte Produktionskette noch mehr Macht und Abhängigkeiten schaffen.
Daher rufen wir gemeinsam mit einem breiten Demo-Bündnis auf, mit Treckern, Töpfen und Transparenten nach Berlin zur Demo „Wir haben es satt“ zu kommen. Los geht’s am Samstag, dem 20.01.2018, um 11 Uhr am Hauptbahnhof (Washingtonplatz). Start des Umzugs ist um 11:30 Uhr. Um ca. 12.30 Uhr findet das Kochtopf-Konzert am Wirtschaftsministerium statt. Die Abschlusskundgebung gibt’s gegen 13.30 Uhr am Brandenburger Tor. Wir zeigen auf, wo die Hebel für einen Wandel angesetzt werden können und wo politischer Handlungsbedarf besteht.
Gibt es einen Grund, weshalb die Piratenpartei nicht bei den Unterstützer*innen auftaucht?
https://www.wir-haben-es-satt.de/ueber-uns/netzwerk/#c390
Leute, ihr geht zur falschen Demo. Besser: „Wir machen Euch satt“ – denn da sind die Landwirte.
Hallo Llarian,
die „wir machen Euch satt“-Initiative verzichtet in diesem Jahr auf eine zentrale Kundgebung. Wer also am Samstag 2 Stunden früher kommt, in der Hoffnung den 2016 und 2017 angebotenen Dialog führen zu können, wird warten müssen auf die Landwirte der „wir haben es satt“-Demo.
https://www.wir-machen-euch-satt.de/presseinformation/
Und nach der putzigen Demo mal rasch ’nen billigburger oder ein euro Lasagne im Suppermarkt kaufen. Ganz toll ihr pimpels
Der Verbraucher WÜRDE mehr für Lebensmittel zahlen? Ist das jetzt Wunschdenken oder beschreibt der Konjunktiv lediglich die allgegenwärtige Realität, dass uns „der Verbraucher“ in den Punkten, bei denen es um seine eigene Verantwortung ginge, regelmäßig die Taschen voll haut? Insofern kann ich Trevors Häme, so wenig hilfreich sie ist, (auch schon `mal billig gegessen oder kaufst du IMMER im Bio-Laden ein?) nachvollziehen. WIR sind schließlich die Verbraucher.
Ich kann für mich selbst beanspruchen, durch gezielte Einkäufe im „lokalen Wirtschaftsraum“ ein wenig für nachhaltige Landwirtschaft zu tun. Supermarkt ist dennoch auch für mich meist bequemer (aber nicht in jedem Fall preiswerter…). Dass aber deshalb die Landwirtschaft unbedingt unserer Bequemlichkeit folgen müsste, ist dennoch eine ziemlich fragwürdige These. Der Markt orientiert sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Konsumenten? Nein – der Markt SCHAFFT auch Bedürfnisse und die sind mitunter- sagen wir es nett – gesamtgesellschaftlich gesehen eher kontraproduktiv. Aber solange sie dem MARKT helfen, darf man dagegen natürlich nix sagen. Die gegenwärtige Politik wird hier auf gar keinen Fall intervenieren. Sie ist schließlich vollauf, wenn nicht mit sich selbst, dann damit beschäftigt, ihre „Normalbürger“ zu reglementieren. Steuerung von Wirtschaftsprozessen erfolgt nur in dem Sinne, wenn es den „tüchtigen Menschen“ in den Führungspositionen der Wirtschaft hilft.
Mal sehn‘, wie lange das noch gut geht.
„Solange sie dem MARKT helfen….“ . „Der Markt sind die Marktteilnehmer. Viele Landwirte würden gern anders produzieren, das ist aber zunächst für den Abnehmer teurer und wird vom „Markt“ (Kunden) nicht ausreichend angenommen. Die Frage lautet also : zwingt man den Kunden im langfristigen Allgemeininteresse höhere Preise zu zahlen ? Oder lässt man es laufen ? Mit allen Folgen ? Das sind die Alternativen.
Weiter im Norden Europas zwingt man die Kunden tatsächlich dazu. Lebensmittelpreise in Norwegen bewegen sich im Vergleich zu den deutschen locker auf dem doppelten Niveau. Auch in den anderen skandinavischen Ländern muss man mehr für’s Essen berappen.
Nun ist es aber auch so, dass der Durchschnittsnorweger über 74.000 Euro verdient, der Durchschnittsdeutsche jedoch nur knapp 40.000 Euro.
https://www.laenderdaten.info/durchschnittseinkommen.php
Auch die anderen Nordlichter mit den teureren Lebensmitteln liegen z.T. deutlich über dem deutschen Schnitt und auch die ungute Verteilung des Geldes ist dort vermutlich noch nicht ganz so weit fortgeschritten wie bei uns –> mehr Leute können sich die besseren Lebensmittel tatsächlich leisten.
Eine der Folgen: Fährt man mit dem Auto an einem sonnigen Sommertag durch Dänemark kann man noch ein paar Insekten erlegen, die dann an Windschutzscheibe und Karosserie kleben. Fährt man hingegen durch Deutschland, bleibt die Karre weitgehend sauber. Woran das wohl liegt? Wolle ‚mer dös CSU-Schmidtje frachen? Oder Monsanto/BAYER? Oder lieber hier guggen?
http://www.bioland.de/im-fokus/artikel/article/blick-zum-nachbarn-mehr-umwelt-und-tierschutz-per-gesetz-ist-moeglich.html
Wenn politischer Wille da ist, kann man auch was ändern. Die SPD-Führung wird vor der nächsten GroKo bestimmt auch in Sachen Landwirtschaft noch heftigst nachverhandeln, nach dem sie ihren parteiinternen Zwergenaufstand auf Alex‘ Geheiß niedergeschlagen hat.
Wir dürfen gespannt sein.
Ich bin übrigens ein Skandinavien Fan….
schaut euch mal bei Cicero on den Artikel über Sahra und Oskar an. Da können viele von euch noch was lernen. Wenn Sahra und Oskar und viele von euch auch noch begreifen, das höhere Steuern etc. als Kosten in die Preise eingehen (siehe Skandinavien) und Betriebe und Volkswirtschaften rentabel / Konkurrenzfähig seien müssen dann seit ihr schon einen guten Schritt weiter.