Die Piratenpartei will vorhandene Telefonzellen in Deutschland grundlegend modernisieren und mit neuen Funktionen ausstatten. Jörg Arweiler, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei im Landesverband Saarland, erklärt die Idee der öffentlichen Kommunikation 2.0:
«Als Überbleibsel aus der Vor-Smartphone-Ära stehen Telefonzellen meist nur noch ungenutzt in der Gegend herum und verursachen Kosten. Teilweise wurden die Säulen mit einem Telekom Wifi-Hotspot erweitert, der aber nur von Telekom-Kunden genutzt werden kann. Wir PIRATEN wollen die noch vorhandenen Telefonzellen und -säulen ins digitale Zeitalter überführen und damit allen Menschen in deren Umkreis einen kostenlosen Zugang zum Telefonieren und Surfen ermöglichen.
Es gibt zwei unterschiedliche Ansätze zur Umsetzung:
Den kommerziellen Ansatz, bei dem das Ganze beispielsweise durch Werbeeinblendungen auf Displays finanziert werden könnte. Als Beispiel für eine neue Nutzung der vorhandenen Infrastruktur kann dabei ein Projekt in New York dienen. Dort werden dieses Jahr insgesamt 7.500 Telefonzellen durch WLAN-Hotspots ersetzt, die zusätzlich kostenlose Telefonie ermöglichen und mit USB-Ladestationen ausgestattet sind.
Der zweite Ansatz ist der Einsatz von „Freifunk“. Die vielfältigen, erfolgreichen Freifunk-Initiativen in Deutschland zeigen, dass es möglich ist, die Zukunft mit dezentralen, offenen Systemen zu gestalten. Hier steht nicht der kommerzielle Aspekt im Vordergrund, sondern der, Freifunk zu verbreiten. Unter Anderem auch die alten Telefonzellen mit dieser Technik zu aktualisieren, ist der piratige Ansatz zur Verbesserung der Verhältnisse.»
In der Digitalisierung und Erweiterung der vorhandenen Infrastruktur sieht Arweiler auch weitere Chancen:
«Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass mit schnellem Internet unterversorgte Gebiete reduziert würden und ein Beitrag geleistet würde, Deutschland endlich vom Entwicklungsland in Sachen öffentlicher Wifi-Hotspots in den Bereich anderer führender Industrienationen zu bringen.»
Als AfD-Wähler sage ich dazu…..toller Vorschlag. Finanzierung könnte über „Rundfunkgebühren“ realisiert werden.
Ich habe keine Ahnung, wie lange wir in diesem Land noch Telefonzellen haben werden. Ich wüsste nicht einmal, wo in meinem Wohnumfeld die nächste sich befindet.
Aber wir haben ein nahezu flächendeckendes Netz an Straßenlaternen in allen Städten. Hier sehe ich wesentlich mehr Potential, vorhandene Infrastruktur zu digitalisieren.
Die Idee, freifunkrouter in Strassenlaternen einzubauen ist die bisher, mit abstand, beste Idee Freifunk zu verbreiten, die ich gehoert hab.
Mit Verlaub, das ist Unsinn.
Die Telefonzellen werden nicht aus Gemeinnützigkeit, sondern aus kommerziellen Gründen begründen. Wenn sich der Betrieb einer Telefonzelle bzw. Telefonsäule nicht mehr rechnet bzw. die notwendige Infrastruktur zurückgebaut wird, werden die Geräte abgebaut. Dann ist dort gar kein Telekom-Hotspot mehr. Die Telekom kann mit ihrem Eigentum machen und lassen, was sie will.
Sinnvoller ist Förderung von Freifunk, wozu nicht nur das Aufstellen von Freifunk-Hotspots und Repeatern gehört, sondern auch die finanzielle Unterstützung, um das Freifunk-Backend zu betreiben und erweitern zu können.
Könnte natürlich auch sein, dass die Behauptung das sei Unsinn, Unsinn ist.
Jedenfalls erschöpft sich die Aufgabe eines Infrastrukur anbietenden Unternehmens, das nun nur noch teilstaatlich ist, nicht in Gewinnmaximierung. Die öffentliche Daseinsfürsorge kann je nach realpolitischer Ausgestaltung sehr wohl an solch einem Punkt ansetzen. Auch der ÖPNV ist zu einer gewissen Grundversorgung verpflichtet – jenseits von (oft kurzsichtigen) betriebswirtschaftlichen Gewinnkriterien kann sehr wohl einer volkswirtschaftliche Optimierung ein gewisser Raum zugestanden werden. Dass der Staat für Leistungen/Kosten ab einem gewissen Umfang im Gegenzug aufkommt, wird aktuell ja beim ÖPNV praktiziert. Im ländlichen Raum schießt er oft weit mehr als die Hälfte der Kosten zu.