PIRATEN blasen zum Widerstand gegen den Zwangseinbau von „Spionagezählern“ in Privathaushalte: Mithilfe eines Musterbriefs sollen Verbraucher von ihrem Anbieter verlangen, ihr Nein zum Einbau digitaler Stromzähler zu respektieren.
Nachdem das erste „Smart Meter“ vom BSI behördlich zertifiziert worden ist, rückt der flächendeckende Einbau der elektronischen Verbrauchserfassungsgeräte näher. In Deutschland liegt es weitgehend in der Hand der Unternehmen, ob sie die Technik in private Haushalte einbauen. Konzerne wie e.on planen einen millionenfachen „Rollout“.
Mit einem Musterbrief ruft die Piratenpartei Verbraucher dazu auf, den eigenen Stromversorger anzuschreiben und einem Einbau zu widersprechen.
„Es kommt zu einer finanziellen Mehrbelastung um bis zu 90 Euro pro Jahr und Haushalt, es fehlt der Nutzen beim Energiesparen und es erfolgt ein tiefgreifender Eingriff in die Privatsphäre der Bürger“,
kritisiert Patrick Breyer, Bürgerrechtler und Spitzenkandidat der Piratenpartei zur Europawahl.
„Mithilfe der geplanten Verbrauchsaufzeichnung im 15-Minuten-Takt kann die Anwesenheit und das Verhalten in der eigenen Privatwohnung in bisher ungekanntem Maße nachvollzogen und ausgewertet werden. Vermieter, Ehepartner, Polizei, Geheimdienste oder Einbrecher könnten damit das Privatleben ausspionieren.
Die Energiewende braucht keine Zwangsdigitalisierung des Verbrauchsverhaltens in jeder Privatwohnung. Ich kann jedem Bürger nur raten: Lassen Sie keinen Spionagezähler ins Haus. Der flächendeckende Einbau dieser Spionagegeräte ist nur eine Gelddruckmaschine für die Industrie. Er hat nichts mit Effizienz und Umweltschutz zu tun sondern droht, milliardenschwere Belastungen der ohnehin schon gebeutelten Stromverbraucher nach sich zu ziehen.“
Smartmeter bzw. digitale Technik ganz allgemein können durchaus vorteilhaft in unseren Stromnetzen eingesetzt werden; gerade wenn es um den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien und die damit verbundene Dezentralisierung dieser Netze geht. Man kann digitale Technik z.B. als Aktor in einem Haushalt mit einer Solaranlage auf dem Dach einsetzen. Die Sonne scheint und der Akku-Speicher ist auch schon voll? Dann starten wir jetzt halt mal die Waschmaschine oder senken die Temperatur unserer Gefrierschrankes von -18 auf -25 Grad. Könnte ja sein, die Sonne macht sich in den nächsten Tagen rar… Derartige intelligente Steuerungen sind kein Hexenwerk und könnten einen Beitrag zur Netzstabilisierung liefern.
Wenn Smartmeter jedoch vorwiegend als datenerhebende Sensoren eingesetzt werden, muss tatsächlich die Frage gestellt werden, für WEN sie smart sind. 90 Euro im Jahr pro Haushalt – das ist nur der monetäre Aspekt. Und der ist hier nur sekundär. Es geht vielmehr auch hier um unsere Grundrechte.