Ein Gastbeitrag von Nasrin Amirsedghi
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Daran führt längst kein Weg mehr vorbei. Doch was seit 2015 geschieht, ist kein nachhaltiges Konzept, sondern politischer Reflex, moralischer Überschwang und eine gefährliche Mischung aus Blauäugigkeit und Selbstüberschätzung. Ein Land, das Fachkräfte braucht, das altert, das Wohlstand erhalten will, darf Migration nicht sich selbst überlassen, sondern muss sie steuern. Nicht jeder, der kommt, kann bleiben, und nicht jede Einreise ist ein Gewinn – weder für die Gesellschaft noch für die Wirtschaft. Nötig ist Realismus statt Romantik, Steuerung statt Symbolpolitik.
Die Bundesrepublik steht vor einem Paradox: Einerseits fehlen in Schlüssel-bereichen Arbeitskräfte, Handwerker, Pflegepersonal, Ingenieure, Techniker. Andererseits steigen die Sozialausgaben für Menschen, die kaum Chancen auf Integration und Arbeitsmarkt haben. Das Problem ist nicht Migration an sich – das Problem ist die falsche Migration. Wer ohne Ausbildung, ohne Sprachkenntnisse oder ohne realistische Bleibeperspektive kommt, hat es schwer, und die Gesellschaft trägt langfristig die Kosten. Humanität bedeutet nicht, jeden aufzunehmen, sondern verantwortungsvoll aufzunehmen. Humanität ohne Vernunft erzeugt Unordnung, Konflikte und am Ende genau die Härte, die man vermeiden wollte.
Seit 2015 wurde vor allem kurzfristig reagiert. Aus moralischem Druck und politischem Wunschdenken holte man Millionen Menschen ins Land, mit der Hoffnung auf schnelle Integration. Doch Integration braucht Ressourcen, Geduld, Strukturen – und sie gelingt nicht automatisch. Wer aus Kriegsregionen kommt, bringt nicht selten traumatische Erfahrungen mit, wer nie eine Schule besucht hat, braucht Jahre bis zur Arbeitsmarktfähigkeit – wenn überhaupt. Zahlen, die selbst Regierungsberichte nennen, zeigen, dass viele Geflüchtete weder über formale Abschlüsse verfügen noch über ausreichende Sprachkenntnisse, um unmittelbar Beiträge zum Fachkräftemarkt zu leisten. Das ist kein moralisches Urteil, sondern eine nüchterne Feststellung. Gesellschaftliche Realität ignoriert man nicht, indem man sie für unhöflich erklärt.
Allein zwischen 2015 und 2023 erreichten laut Bundesregierung nur etwa 118.749 Personen aus Alphabetisierungskursen das Sprachniveau A2 – und die Zahl qualifizierter Kursabschlüsse liegt deutlich tiefer als die der merklich bildungs-fernen Zugewanderten. Wer kaum lesen oder schreiben kann, keine abgeschlossene Schulbildung hat und keine Berufsausbildung vorweisen kann, braucht Jahre – wie aus Afghanistan, wo 80 % Analphabeten sind – oft Jahrzehnte bis zur arbeitsmarktfähigen Qualifikation. Das bindet enorme Ressourcen in Sprachkursen, Integration und Sozialleistungen – und führt faktisch selten zu einer echten Integration in Mittelschicht oder Facharbeit.
Der Aufnahme von Flüchtlingen aus Staaten mit niedriger Qualifikationsdichte steht ein erheblicher Investitionsbedarf in Sprach- und Integrationskurse, Sozialleistungen und berufliche Qualifizierung gegenüber. Allein 2025 wurden Mittel für Integration und Sprachkurse auf über 1 Milliarde Euro aufgestockt. Zugleich liegt die Beschäftigungsquote bei vielen Herkunftsgruppen lange Zeit weit unter der deutschen Durchschnittsquote – insbesondere bei Frauen und bei Familien mit mehreren Kindern. Diese Bilanz macht deutlich: Migration als pauschales Versprechen von Arbeitskraft bringt selten das, was versprochen wird – und belastet stattdessen den Sozialstaat und die Kommunen.
Warum bleibt Deutschland dennoch bei diesem Kurs? Weil Moral politisches Kapital ist. Weil Kritik an Missständen oft reflexhaft als rechts diffamiert wird. Weil nüchterne Analyse schwerer auszuhalten ist als wohlklingende Parolen. Doch Verantwortung bedeutet, der Wahrheit ins Auge zu sehen: Eine Einwanderungspolitik, die mehr kostet, als sie nutzt, gefährdet den sozialen Frieden, überfordert Kommunen und erschöpft jene, die täglich Integration leisten sollen – Lehrer, Sozialarbeiter, Freiwillige, Steuerzahler.
Dabei gäbe es Alternativen. Europa hat qualifizierte Bewerber – aus Osteuropa, aus Südeuropa, aus der Ukraine. Dort finden sich gut ausgebildete Arbeitskräfte, oft mit europäischem Bildungshintergrund, mit ähnlichem Wertefundament und hoher Integrationsfähigkeit. Zuwanderung auf dieser Basis wäre nicht Abschottung, sondern strategische Öffnung. Deutschland braucht Köpfe, nicht nur Hände. Es braucht Menschen, die hier arbeiten wollen – und können. Wer jedoch dauerhaft von Transferleistungen lebt, nicht am Arbeitsmarkt andocken kann und ohne Perspektive bleibt, gerät früher oder später in die Rolle des ewigen Gastes. Doch Integration beginnt erst dort, wo jemand Teil der Gemeinschaft wird – nicht nur Mitbewohner, sondern Mitgestalter.
Kontrolle heißt nicht Kälte. Kontrolle heißt Auswahl. Kontrolle heißt, dass der Staat entscheidet, wer kommt – nicht der Zufall, nicht Schleuser, nicht die Geographie. Ein modernes Einwanderungsrecht definiert Kriterien: Qualifikation, Sprach-kompetenz, gesellschaftliche Anschlussfähigkeit, Bedarf am Arbeitsmarkt. Wer flieht, weil er verfolgt wird, bleibt geschützt. Aber wer aus wirtschaftlichen Gründen kommt, muss sich – wie in Kanada oder Australien – bewerben und qualifizieren. Das ist fairer als ein System, das vielen Aufnahme verspricht, aber nur wenigen Zukunft bieten kann.
Deutschland ist groß, reich, humanistisch geprägt. Doch es ist nicht unendlich belastbar. Wer Ressourcen sinnvoll einsetzen will, braucht Prioritäten. Wer Migration will, braucht Grenzen und Regeln. Wer Integration will, muss fordern und fördern – nicht nur hoffen. Die Welt ändert sich. Europa altert. Konflikte nehmen zu. Eine naive Willkommenskultur mag sympathisch wirken, aber sie ersetzt keine Zukunft.
Die Zeit der Bauchpolitik ist vorbei. Deutschland braucht eine Einwanderungs-politik, die Mut zur Wahrheit hat: dass nicht jeder, der kommt, bleiben kann; dass Schutz nicht automatisch Teilhabe bedeutet; dass Humanität ohne Ordnung scheitert. Wir müssen wählen – und zwar verantwortungsvoll. Für ein Einwanderungsland, das gestalten will. Für ein Deutschland, das nicht ertrinkt in gut gemeinter, aber schlecht gemachter Politik. Für eine Zukunft, die tragfähig bleibt.
Migration ist eine Verantwortung – keine Wohltat ohne Limit.
@Nasrin Amirsedghi
10315 Berlin, 07.12.2025



Sorry, aber warum wird solch ein Gastbeitrag von der Piratenpartei veröffentlicht?
Er steht gegen unser Programm und enthält rassistische Denkweisen. Da spielt es keine Rolle, wer Autor:in ist.
Eigentlich mag ich es nicht, mich auf diese Weise öffentlich über Piratendinge zu äussern, aber da der Artikel bereits online ist, tue ich es.
Ich distanziere mich als Piratin ausdrücklich von den Aussagen in diesem Text.
Bitte spezifiziere genauer, von welchen Aussage Du Dich distanzierst.
Antwort:
Jede Aussagen, die Werturteile über Menschen fällt,
die unterteilt in wertes und unwertes Leben.
Alle antifaschistisch denkenden Menschen wissen, was das heißt.
Schönen Abend noch.
Ihr lasst wirklich eine Person, die regelmäßig bei Tichy’s Einblick veröffentlicht, auf Eurer Seite kommentieren und wundert Euch dann, dass ihr nicht gewählt werdet? Ganz großes Kino.
Naja, Sie hat den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz für ihre ehrenamtliche Arbeit mit Migranten. Sie hat gezeigt, dass Sie Ahnung von dem Thema hat.
Ich halte das Lenken und Anwerben von Arbeitskräften auf welchem Weg auch immer für falsch. Wir können für unseren Wohlstand nicht andere Ländern ihrer Fachkräfte berauben. Sie brauchen diese selbst. Siehe Beispiel Albanien, wo kaum noch Pflegefachkräfte gibt, da alle abgeworben ins Ausland. Wir müssen unsere Probleme selbst lösen. Beide Lösungen kosten viel Geld, aber eine scheint die Bessere zu sein.
Super Artikel. Ich freue mich schon auf den 2. Teil, wo es um die konkrete Umsetzung der beschrieben Ziele geht.
Definitiv Anschlussfähig:
https://bsw-vg.de/programm/freiheit/
Auch das könnte gut passen:
https://afdbundestag.de/wp-content/uploads/2024/01/ak-innen_flyer_loesung-der-migrationskrise_digital_1.pdf
Oder hier:
https://www.cducsu.de/presse/neuordnung-der-europaeischen-migrationspolitik
„Deutschlandkoalition“ – wie wärs? Schnittmengen sind überwältigend.
Oder frei nach Joachim Herrmann (CSU): Nur noch wunderbare N***r.
Sehr undifferenziert, und nur Deine Anonyme Meinung, aber bitte.
Ich hab noch Sticker mit „Refugees welcome“. Darf ich die noch auslegen oder muss ich die jetzt wegwerfen?
Vielleicht sollte der BuVo mal das Programm lesen, bevor er beschließt, derartige Kommentare zuzulassen.
Gerne Auslegen, es gibt einen extrem großen Unterschied zwischen Flüchtlingen und Migranten!
An welcher Stelle genau zieht die Piratenpartei nun die Grenze zwischen „qualifizierten Bewerbern aus Europa mit ähnlichem Wertefundament“ und „Flüchtlingen aus Staaten mit niedriger Qualifikationsdichte“?, und wie soll diese selektive Unterscheidung nach kultureller Nähe, Bildungsherkunft und Integrationskosten mit dem Grundsatzprogramm der Piratenpartei vereinbar sein, das ausdrücklich für eine diskriminierungsfreie, menschenrechtsorientierte und nicht-utilitaristische Migrationspolitik eintritt?
Inklusion statt Selektion
Die Frage, wie Deutschland Migration und damit Teilhabe gestaltet, ist keine technische, sondern eine grundsätzliche – eine Frage des positiven Menschenbildes [1]. Der Gastbeitrag fordert Selektion, Steuerung und Nutzenkalkül und widerspricht somit meiner Meinung nach den inklusiven Grundsätzen der Piratenpartei [2]: Freiheit, Würde und Teilhabe. Er will Migration unter wirtschaftliche Nützlichkeit stellen und damit Menschen nach Verwertbarkeit sortieren. Doch wer so argumentiert, stellt das ökonomische Interesse über die Würde des Einzelnen, und genau das möchte ich als Koordinator der AG Bildung kritisieren. Wir Piraten wählen programmatisch einen anderen Weg: Menschen sein ist kein Luxus und Menschenrecht kein Privileg.[3] Wer flieht, wer Schutz sucht, soll diesen finden. Ohne Prüfung nach Qualifikationsprofil, Herkunft oder ökonomischem Potenzial.[4] Asyl und Migration sind für uns Inklusion. Mit unserer Gesellschaftsvision, die Inklusion statt Selektion fordert, verstehen wir Piraten Vielfalt als Stärke. Es heißt, Potenziale nicht nach ihrer sofortigen Verwertbarkeit zu sehen, sondern durch ein positives Menschenbild zu entwickeln. [1] Wo andere von „Ressourcenbelastung“ sprechen, sehen wir die Aufgabe und Verantwortung einer Gesellschaft, die niemanden zurücklässt. Deshalb setzen wir Piraten auf echte Existenzsicherung statt Sondergesetze[5], auf das Recht zu lernen statt Abschiebung aus Klassenzimmern, auf „Healing Classrooms“, die verletzte Seelen stärken und Sicherheit bieten [6], anstatt sie auszusortieren. Ein Einwanderungsland, das sich auf wirtschaftliche Effizienz reduziert, verliert seinen moralischen Kompass.[7] Konträr dazu gewinnt ein Land, das Inklusion lebt, Zukunft. Denn gesellschaftlicher Fortschritt entsteht nicht durch Auswahl, sondern durch Teilhabe und ganzheitliche Partizipation.[1] Dieser Weg ist kein leichter, aber in Anbetracht der aktuellen Situation Deutschlands die einzige nachhaltige Lösung, sich wirklich weiter zu entwickeln. Wir müssen Antirassismus [8] so gut wir es können leben, aufhören, autoritäre Staatsregierungen zu unterstützen [9], eine Sicherheit aufbauen, die nachhaltig alle schützt und Menschen nicht bewertet[10], sondern deren Handlungen. Ich erinnere da mal an das Buch von Peter Wallraff. „Ganz unten“ [11] und zu den Zeiten wollen wir alle nicht zurückkehren 🧡
Quellen:
[1] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#Pr.C3.A4ambel_2
[2] https://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Pr.C3.A4ambel
[3] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#F.C3.BCr_eine_solidarische_Asylpolitik_.E2.80.93_Menschenrechte_gelten_f.C3.BCr_alle.21
[4] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#F.C3.BCr_eine_echte_Migrationspolitik
[5] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#Echte_Existenzsicherung_statt_diskriminierender_Sondergesetze
[6] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#Heilende_Klassenzimmer_.28Healing_Classrooms.29
[7] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2029/Wahlprogramm#Die_moralische_Autorit.C3.A4t_des_Rechtssystems
[8] https://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Gemeinsam_gegen_Rassismus
[9] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2021/Wahlprogramm#Autokratien
[10] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2021/Wahlprogramm#Abschaffung_des_Mehr-Klassen-Systems_auf_dem_Arbeitsmarkt
[11] https://www.youtube.com/watch?v=rl4hJQiE4fI
[Dieser Kommentar ist KI lektoriert]
Die angeführte Definition von „Humanität“ kann ich nicht nachvollziehen. Auch darüber hinaus kann ich keine Zusammenhänge mit definitionen des Begriffs an anderer Stelle erkennen:
https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/krieg-in-den-medien/500404/humanitaet/
Insbesondere, dass der Artikel alle Konsequenzen verschweigt, die eine solche Selektion für Geflüchtete bedeuten würde, macht ihn verdächtig. Unglaublich, dass er diesen prominenten Platz auf der Seite der PP einnimmt.
Es hätte bestimmt andere Wege gegeben, die tatsächlich vorhandenen Hürden im Zusammenleben zu beschreiben, ganz ohne die Menschlichkeit über Bord zu werfen. Dieser Beitrag ist mehr vom selben Einerlei, der nach einer beispielslosen Diskursverschiebung bereits jetzt in fast jeder Polit-Talkshow verbreitet wird. Wird es wenigstens eine Reaktion auf diesen Artikel geben?
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie wird nicht durch Nützlichkeit oder einen Status (Deutsche:r, Nicht-Deutsche:r) eingeschränkt.
Ich halte diesen Gastbeitrag für einen Fehler. Ich halten ihn für ein Beispiel, warum mir die Piratenpartei immer fremder wird.